Sonntagnachmittag um halb 5. Ich sitze draußen im Garten und halte mein Gesicht in die Sonne. Nach wenigen Minuten merke ich, wie meine Muskeln langsam beginnen zu entspannen. Ich höre, wie die Insekten um mich herum summen, wie die Nachbarskinder im Garten ab und an laut aufkreischen und sehe einen kleinen Vogel, der kurz über dem Boden entlanggleitet. Meine Gedanken schweifen ab und ich lasse die letzte Woche Revue passieren.
Ein Gefühl der Dankbarkeit taucht in mir auf, als Bilder der letzten Tage vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Die letzten Wochen und Monate sind für mich so schnell vergangen, dass ich erst jetzt bemerke, wie viel sich verändert hat. Noch nicht mal so sehr im Außen, sondern eher in mir und an der Qualität, wie ich die Tage wahrnehme. Das führt mich wiederum zu der Frage: Wann hat das alles wirklich begonnen? Daraufhin wandern meine Gedanken noch weiter zurück, auf der Suche nach einem Startpunkt.
Ein bedeutender Punkt in meinem Leben begann 2017 mit der Entscheidung, die Ausbildung als Coach zu beginnen. Jahrelang spielte ich schon mit dem Gedanken. Ich war interessiert an der Geschichte der Menschen, denen ich begegnete. Ich wollte den Menschen hinter dem Menschen kennenlernen, was ihn/sie antreibt, welche Perspektive er/sie auf das Leben hat und warum das so war. In dem Jahr meiner Ausbildung lernte ich vor allem erst einmal mich kennen. Ich entdeckte, warum ich die Welt so sah, wie ich sie nun einmal sah, verschaffte mir Klarheit über meine eigenen Bedürfnisse, lernte meine Angst zu fühlen und damit umzugehen und erfuhr, wie wichtig klare Entscheidungen sind. (Natürlich lernte ich noch viel mehr, aber ich will meinen allerersten Blogbeitrag nicht sprengen. 😉)
Entscheidungen sind nun mitunter auch der Faktor, warum ich genau jetzt hier sitze und Dankbarkeit empfinde. Damit wir uns richtig verstehen: Die letzten Jahre waren kein dauerhafter Besuch im Einhorn-Regenbogen-Glitzerland. Es war zeitweise anstrengend, zermürbend, tränenreich und alles andere als ein Zuckerschlecken. Doch jeder Moment war wichtig und in seiner manchmal ganz eigenen Art und Weise richtig. Rückblickend verstehe ich jetzt das Zitat von Kierkegaard, welches ich schon als Jugendliche in meinem Hausaufgabenheft kleben hatte: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Ganz ehrlich? Manche Dinge verstehe ich jetzt noch nicht, aber vielleicht muss ich das auch nicht. Dennoch freue ich mich darauf, noch mehr herauszufinden und noch mehr zu entdecken.
Abschließend möchte ich dir ein paar Fragen stellen:
- Was war dein Grundlebensgefühl in den letzten Jahren/Wochen/Tagen?
- Möchtest du etwas daran verändern, wie du dich fühlst?
- Wie möchtest du dich fühlen? Was ist dein Wunsch-Gefühlszustand?
- Was hält dich noch davon ab, dich genau so zu fühlen, wie du möchtest?
- Was könntest du jetzt verändern, um dich deinem Wunsch-Gefühlszustand anzunähern?
Ich wünsche dir viel Freude beim Reflektieren!